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Das Nervensystem verstehen: Stress, Regulation und Selbstwirksamkeit

Aktualisiert: 5. Dez.


Stell dir vor, du sitzt im dichten Berufsverkehr, der Wagen vor dir ruckelt vor und zurück, dahinter hupt ein genervter Autofahrer unaufhörlich – und du spürst, wie dein Herz rast und die Wut in dir hochkriecht. Später fragst du dich: Warum reagiert mein Körper so heftig auf eine Situation, die eigentlich harmlos ist? Oder erinnere dich an eine wichtige Präsentation: Plötzlich blockiert dein Gehirn, du sitzt stumm da wie versteinert, das Herz pocht wild und im Kopf ist nur gähnende Leere. Solche Szenen von emotionaler Überreaktion (z.B. Wut, Reizbarkeit) oder Unterreaktion (z.B. Erstarren, Taubheit) kennt fast jeder. Unser Körper führt hier archaische Überlebensprogramme ab – oft ganz ohne unser bewusstes Zutun.


In diesem Artikel schauen wir uns deshalb die biologischen Grundlagen solcher Stressreaktionen genauer an. Wir begreifen das autonome Nervensystem (ANS) und seine beiden Hauptstraßen – Sympathikus („Fight-or-Flight“) und Parasympathikus („Rest-and-Digest“) – sowie die „vier F“ (Fight, Flight, Freeze, Fawn) unserer inneren Alarmprogramme. Wir erläutern die Polyvagal-Theorie von Stephen Porges, die ein detailliertes Bild vom Zusammenspiel zweier unterschiedlicher parasympathischer Vagus-Stränge (ventral/dorsal) zeichnet und erklärt, warum wir soziale Sicherheit so sehr brauchen. Mit dem Stress-Glas-Modell verdeutlichen wir, wie Alltagsbelastungen sich aufsummieren und wann das „Glas überläuft“.


Vor allem aber geht es darum, wie wir unser Nervensystem wieder beruhigen können. Vom Bottom-up („Autopilot“, Amygdala, Unterbewusstsein) bis zum Top-down (präfrontaler Cortex, bewusste Regulation) – wir erklären, wie Angst und Ärger entstehen und wie Gedankensturm uns überrennen kann. Und wir zeigen viele evidenzbasierte Strategien: achtsames Atmen, Bewegung, Schlaf, soziale Unterstützung, gezielte Imagination und mehr. Diese „Noise“-reduzierenden und „Signal“-verstärkenden Hebel helfen, dauerhaft vom Stress-Flackern in einen Zustand von innerer Ruhe und Sicherheit zu kommen. Denn nur wenn unser Nervensystem wieder im grünen Bereich ist, können wir selbstwirksam handeln, kreativ denken und echte Veränderungen angehen.


Am Ende findest du konkrete Übungen und Reflexionsfragen, die dir sofort helfen, akuten Stress auszubremsen und dein inneres Gleichgewicht zu finden. Lass uns beginnen – tief durchatmen und gemeinsam schauen, was in deinem Körper geschieht, wenn der Stress hochkocht.



Das autonome Nervensystem: Fight, Flight, Freeze und Fawn


Unser autonomes Nervensystem (ANS) regelt unbewusst all das, was uns lebenswichtig ist – von Herzschlag und Atmung bis zu Verdauung und Stressreaktion. Es besteht grob aus zwei entgegengesetzten Zweigen: dem Sympathikus(Kampf-Flucht-Modus) und dem Parasympathikus (Ruhe-Erholung-Modus). Im Ruhezustand hält der Parasympathikus den Körper entspannt und hilft bei Verdauung und Regeneration. Wenn aber Gefahr droht – real oder vermeintlich – übernimmt der Sympathikus das Kommando: Er erhöht Herzfrequenz und Blutdruck, erweitert Bronchien und Pupillen, drosselt die Verdauung und pumpt Stresshormone (Adrenalin, Cortisol) in den Körper, um blitzschnell handlungsbereit zu sein.



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Das vegetative Nervensystem hat zwei gegenüberwirkende Teile: Den Sympathikus (rechts/orange, „Fight-or-Flight“, aktiviert Körperfunktionen) und den Parasympathikus (links/grün, „Rest-and-Digest“, beruhigt). Ihr Zusammenspiel steuert die Herzfrequenz, Atmung, Verdauung etc. Quelle: Wikimedia Commons (CC BY-SA)【41†】.


Die Grafik zeigt: Wenn der Sympathikus an ist (rechte Seite), schlägt das Herz schneller, die Bronchien weiten sich, Adrenalin flutet, die Muskeln spannen sich – wir sind bereit zu kämpfen oder zu fliehen. Ist dagegen der Parasympathikus aktiv (linke Seite), beruhigen sich Puls und Atmung, die Verdauung läuft an und wir können entspannen (Ruhemodus)【41†】. Diese Gegenspieler halten normalerweise ein Gleichgewicht.


Doch im echten Leben sind solche Ur-Reaktionen oft grob überzogen: Manchmal reicht schon der kleinste Anlass – ein Hupen im Stau, ein genervter Blick im Meeting – und das Alarmprogramm feuert los. In der Regel decken zwei grundlegende Überlebensreaktionen jeden Notfall ab: Fight (Kampf/verbal Aggression) oder Flight (Flucht/Entweichen). Aber es gibt zwei weitere, weniger bekannte Hilfsprogramme, die greifen, wenn mit Kampf und Flucht nichts zu gewinnen ist: Freeze (Erstarren) und Fawn (Beschwichtigen).


  • Fight (Kampf) ist die klassische Wut-Reaktion: Wir werden aggressiv oder trotzig, gehen in Deckung oder geben verbal Kontra. In vielen Situationen schützt uns dieses Verhalten (z.B. lautes Anschreien, wenn es helfen könnte). Überaktiviert zeigt es sich als ständige Reizbarkeit, Ärger, sturköpfiges Verhalten. Man fühlt sich immer „auf Kante“ und schlägt schnell über die Stränge.


  • Flight (Flucht) setzt ein, wenn wir lieber wegrennen oder ausweichen wollen als kämpfen. Man spürt plötzlichen Fluchtdrang (weg vom Problem, Betäubung durch Arbeit, Ablenkung) – quasi das Nervensystem sagt „Lauf weg, woanders ist’s sicher“. Im Alltag zeigt es sich oft als extremes Beschäftigen, Überarbeiten oder Vermeiden von Konflikten. Langfristig führt chronische Flucht (Feigheit vor dem eigenen Schatten) zu Anspannung, Zukunftsangst und einem Gefühl der Erschöpfung.


  • Freeze (Erstarren) ist der Notfallplan, wenn weder Kampf noch Flucht möglich scheinen. Dann „spielt der Körper tot“: Herz und Atmung brechen ab, wir fühlen uns plötzlich bewegungsunfähig oder emotional abgestumpft. Man kennt das von Extremsituationen wie Unfällen: Man sitzt nach einem Schock regungslos da, das Denkzentrum schaltet ab, als ginge der Körper in Standby. Auch in weniger dramatischen Fällen kann es passieren – etwa wenn jemand in einer Konfrontation emotional einfriert, die Stimme versagt und man gefühllos wird. Dieser Reflex ist ein uraltes Überlebensprogramm: Viele Tiere drücken sich tot, um Räuber zu täuschen. Bei Menschen fühlt er sich wie völlige Lähmung oder Abkopplung vom eigenen Empfinden an.


  • Fawn (Beschwichtigen) bedeutet: Ich will es allen recht machen, um Gefahr abzuwenden. Hier zähmt man seine Reaktionen, lässt Aggressoren an sich vorbeiziehen und wird zum „People-Pleaser“. Wenn wir etwa plötzlich falsch nicken statt Widerspruch einlegen, uns nett lächelnd bei Kritik einschleimen, oder uns verbiegen, um Konflikte zu vermeiden – das ist Fawn. In der Kindheit kann dieser Mechanismus helfen (man weiß instinktiv: Wenn ich lieb bin, belästigt mich niemand). Im Erwachsenenleben führt ein überaktiver Fawn zu Verlust eigener Grenzen: Man kann nur schwer „Nein“ sagen, missachtet eigene Bedürfnisse und leidet oft unter chronischem Stress, weil man permanenter Erschöpfung und Unzufriedenheit ausgesetzt ist.


Alle vier F-Reaktionen – Fight, Flight, Freeze, Fawn – sind tief in unserem Nervensystem verankert. Sie laufen automatisch ab, quasi blitzschnell und ohne unser bewusstes Dazutun, sobald das Gehirn Gefahr wittert. Wichtig zu verstehen ist: Sie dienten ursprünglich dem Überleben und sind in Notfällen Gold wert. Doch im modernen Leben spielen sie oft „über das Ziel hinaus“ oder werden an der falschen Stelle ausgelöst. Ein kleiner Stau löst die Vollalarm-Reaktion aus (plötzlich fuchtelst du vielleicht mit den Armen, als würdest du dich wehren wollen), oder du reagierst in einer harmlosen Situation so, als wäre dein Leben bedroht (Erstarren in einem belanglosen Streit). Für Angehörige und Kollegen erscheinen solche Überreaktionen im Nachhinein völlig unverständlich („Warum so ausrasten?“), weil wir selber oft erst später begreifen, welcher „innere Schutzmechanismus“ uns da gesteuert hat.


Wichtig: Diese Reflexe geschehen vor unserem bewussten Verstand. Die Signale rasen über das Rückenmark und alte Hirnareale, lange bevor der Neocortex einschreitet. Deshalb fühlen sie sich absolut „nicht kontrollierbar“ an: Es ist, als würde ein Autopilot übernehmen (mehr dazu im Abschnitt „Bottom-up vs. Top-down“). Wir können die Erstarrung oder den Wutanfall kaum wegdenken – der Körper macht einfach sein eigenes Ding.


Der Schlüssel ist, diese Reaktionen als alte Schutzprogramme zu erkennen und sie nicht zu verurteilen. Sie sind nicht „dumm“ oder „böse“, sondern Zeichen, dass unser Körper panisch versucht, uns zu beschützen. Tatsächlich spielen innere „Schutz-Teile“ (Protectors in IFS-Terminologie) hier eine Rolle. Wenn wir uns das vor Augen führen, können wir anfangen, dem Ganzen mit Fürsorge und Neugier zu begegnen statt mit Selbst-Vorwürfen: Warum hat sich da etwas eingefroren oder explosiv gemacht? Welcher Teil von mir war überzeugt, kämpfen oder erstarren sei nötig? Diese Perspektive ist Grundlage für viele therapeutische Methoden (mehr dazu weiter unten).



Polyvagal-Theorie: Die drei Zustände unseres Nervensystems


Der Neurowissenschaftler Stephen Porges hat mit seiner Polyvagal-Theorie ein tieferes Verständnis dieser Reaktionen geliefert. Er schlägt vor, dass der Parasympathikus nicht nur einfach „Ausschalten“ bedeutet, sondern zwei verschiedene Stränge hat: einen ventralen Vagus (evolutionsgeschichtlich neu, myeliniert) und einen dorsalen Vagus (uralt, unmyeliniert). Daraus ergeben sich drei grundlegende Zustände unseres ANS (vereinfacht oft als drei „Schaltstellungen“ beschrieben):


  1. Social Engagement (ventraler Vagus, Sichere Verbindung): Wenn wir uns sicher und geborgen fühlen, ist der ventrale Vagus aktiv. Wir sind entspannt-wach, lächeln, sprechen, hören zu und fühlen Nähe. Herzschlag und Atmung sind ruhig, der Muskeltonus entspannt – wir haben Zugang zu unseren sozialen Fähigkeiten. Dieser Zustand ist eine Mischung aus Entspannung und wacher Aufmerksamkeit. Kurz: Hier ist unser inneres System auf „Alles gut, wir können uns verbunden fühlen“ eingestellt.

  2. Mobilisierung (Sympathikus, Kampf/Flucht): Wenn das Gehirn Gefahr („Gefahrensignal“) wahrnimmt, schaltet das System in den Fight-or-Flight-Modus. Adrenalin schießt in die Blutbahn, Herz und Atmung rasen, Muskeln spannen sich an – bereit zum Kämpfen oder Wegrennen. In diesem Zustand spüren wir Angst, Wut oder panische Anspannung. Der Körper sagt: „Alarm, reden wir jetzt nicht lange, sondern tun wir was!“.

  3. Shutdown (dorsaler Vagus, Zusammenbruch): Erweist sich die Situation als extrem bedrohlich (oder die Mobilisierung hat versagt), schaltet das System auf den dorsalen Vagus. Das ist ein alter „Totstell“-Mechanismus: Der Körper fährt radikal runter. Typisch sind starke Rückzugs- oder Kollaps-Reaktionen – wir „stellen uns tot“. Das Gefühl dabei kann sein: Lähmung, Leere, emotionale Taubheit, weltfremde Distanz. Es ist, als würde der Körper sagen: „Keine Energie mehr – schalte einfach ab“. Dies entspricht dem Freeze/Collapse, wenn uns alles über den Kopf wächst.


Porges nennt es Neurozeption, wenn unser Nervensystem unbewusst und ohne Mitwirken des Denkens „scannt“, ob es gerade sicher (Ventral), gefährlich (Sympathikus) oder aussichtslos (Dorsal) ist. Wir merken das oft erst hinterher: Ein tiefer, spontaner Seufzer kann ein Signal sein, dass der Körper erkannt hat: Wir sind gerade nicht in echter Lebensgefahr, wir können loslassen. Umgekehrt fühlt es sich an wie ein „falscher Alarm“, wenn wir uns plötzlich unwohl oder gereizt fühlen, obwohl objektiv harmlose Umstände herrschen. Dann lag offenbar eine Frühwarnung unseres Systems vor.


Zusammengefasst beschreibt die Polyvagal-Theorie die Hierarchie unseres autonomen Systems: Im optimalen Fall (wenig Stress) sind wir im ventral-vagalen Sicherheitsmodus – wir sind ruhig, präsent und offen. Unter „normaler“ Gefahr kippt es in den Sympathikusmodus (Mobilisierung, Adrenalin, Kampf/Flucht). Und unter extremer Bedrohung gehen wir in den dorsalen Vagusmodus (Shutdown, Erstarren). Jeder dieser Zustände wird vom Vagusnerv gesteuert (übrigens – daher auch der Name „Polyvagal“).


Praktisch heißt das: Unser Körper entscheidet blitzschnell, was angebracht ist. Die gute Nachricht ist: Meistens sind wir in echten Alltagsmomenten ohnehin relativ sicher, und können im Sozialmodus bleiben. Die Herausforderung ist: Bei chronischem Stress oder alten Traumata ist unser Sicherheitsgefühl gestört. Dann springen wir plötzlich in den Alarm oder Kollaps, selbst wenn das Umfeld neutral ist – das nennt man z.B. „PTSD-Falschalarm“. Porges und viele Therapeuten betonen, dass gefühlte Sicherheit die Grundlage für alles ist: Nur im Ventral-Vagus-Zustand können wir sinnvoll mit anderen in Kontakt treten und Neues lernen.


(Anmerkung: Die Polyvagal-Theorie ist populär und hilfreich, wird in der Forschung aber nicht uneingeschränkt belegt. Trotzdem liefert sie ein nützliches Modell für das, was wir spüren: von echter Entspannung bis zum totalen Absturz.)



Das Stress-Glas-Modell: Wie voll ist dein Glas?


Stress ist selten ein Einzelereignis – meistens ein langsames Aufstauen kleiner und großer Belastungen. Stell dir vor, deine Fähigkeit, Stress zu verkraften, ist ein Glas. In dieses Glas tröpfeln im Alltag pausenlos Stressoren. Dabei können es große Brocken sein (z.B. Konflikte, Krankheit, finanzielle Sorgen) oder zahllose winzige Fältchen Spannung (Lärm, ständige Erreichbarkeit, fehlender Schlaf). Jeden Tag passiert irgendetwas: Du stehst früh auf und hast gleich Hektik, dann verpasst du den Bus, am Nachmittag ruft dein Chef unverhofft Ärgernisse rein… Immer rinnt mehr in dein Glas hinein. Ist das Glas groß genug, nimmst du alles in Kauf – doch irgendwann wird es zu voll. Dann gleicht jeder weitere Tropfen einem „Überlauf“-Ereignis: Du explodierst über einen vermeintlich banalen Auslöser, oder du kippst einfach um und bist für Stunden wie weggetreten.


Dieses Bild – in der Psychologie oft Stress-Bucket genannt – verdeutlicht: Unser Stresslevel summiert sich auf. Überfordernd ist eine Situation immer dann, wenn unser Glas bereits randvoll ist. Was das Glas füllt, kann sehr unterschiedlich sein. Beispiel: Für die eine Person sind es viele Kleinigkeiten (beispielsweise Dauerbeschallung mit Nachrichten, Perfektionismus auf der Arbeit und ständiges Multitasking); bei einer anderen Person ist schon ein einziger großer Gewittersturm (z.B. ein schwerer Streit oder eine Krankheit in der Familie) genug, das Maß vollzumachen. Jeder Mensch hat ein anderes Fassungsvermögen.


Die Folgen eines „überlaufenden Glases“ sieht man dann sowohl am Körper als auch emotional: Das Spektrum reicht von typischen körperlichen Symptomen (Kopfschmerzen, chronische Verspannung, Herzrasen, schwitzen, Magenprobleme) bis zu Gefühlsreaktionen (unerklärliche Angst, plötzliche Wut, Panik oder tiefe Erschöpfung). Und weil unser Körper nur zwei Programme kennt (hochfahren oder runterfahren), kippt er oft ins Extreme: Entweder explodieren wir (Sympathikus-Überstimulation) oder wir fallen in einen Shutdown (dorsaler Vagus, Erstarren) – seltener irgendwo dazwischen.


Langfristig wirkt solch dauernder Stress verheerend. Fachleute sprechen von allostatischer Last – das ist die „Abnutzung“, die entsteht, wenn unser Körper ständig auf Hochtouren läuft und sich immer wieder neu anpassen muss. Anders als Homöostase (stabile Balance) bedeutet Allostase, sich ständig wechselnden Anforderungen anzupassen. Klingt anfangs gut: Anpassungsfähigkeit. In Wahrheit zermürben uns Dauerbaustellen: Chronisch erhöhte Cortisolspiegel, permanent erhöhter Blutdruck, andauernde Entzündungsreaktionen. Auf Dauer zahlen wir dafür einen hohen Preis. Studien belegen, dass Menschen mit hoher allostatischer Last etwa ein deutlich höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schwächung des Immunsystems und psychische Erkrankungen haben. Eine systematische Übersichtsarbeit fasst zusammen: Je länger unser „Glas“ nie leer wird, desto schlechter sind die gesundheitlichen Prognosen.


Wichtig: Bei all dem geht es nicht darum, jeglichen Stress aus dem Weg zu gehen – das wäre unrealistisch. Vielmehr geht es darum, regelmäßig das Glas zu leeren, bevor es überläuft. Das gelingt nur mit aktiven Stress-Ventilen (siehe nächster Abschnitt). Wenn du zum Beispiel merkst, dass ein langer Arbeitstag deine Grenzen sprengt, ist es enorm hilfreich, sich einen Ausgleich zu schaffen – sei es ein Spaziergang in der Pause, ein kurzes Entspannungsritual zwischendurch oder ein Abendritual ohne Bildschirm. Solche „kleinen Entlastungs-Ventile“ erhöhen die Kapazität deines Glases, damit ein einzelner Stressfaktor dich nicht sofort in den Überlauf treibt.



Bottom-up vs. Top-down: Wenn der „Autopilot“ übernimmt


Kennst du das Gefühl, plötzlich überzureagieren, ohne zu wissen wieso? Oder umgekehrt, wie gelähmt zu sein, obwohl du eigentlich losstürmen wolltest? Das erklärt sich aus dem Zusammenspiel von Bottom-up- und Top-down-Prozessenin unserem Gehirn.


  • Bottom-up (vom Körper zum Denken): Stellen wir uns vor, dein Nervensystem hat einen „Autopiloten“. Dieser sitzt im limbischen System, vor allem in der Amygdala (Mandelkern). Die Amygdala ist unser ultraschnelles Alarmsystem. Sie reagiert im Millisekundenbereich auf Gefahrenreize (ein plötzliches Krachen, ein wütender Blick) und feuert sofort Stresssignale in den Körper – noch bevor wir bewusst darüber nachdenken. Praktisch heißt das: Hast du einen lauten Knall gehört, zuckst du zusammen, vielleicht hältst du automatisch den Atem an. Die Amygdala hat das ausgelöst, ohne dass der Verstand erst „verstanden“ hat. In Alltagssprache sprechen Therapeuten manchmal von „Amygdala-Hijack“: Der Angst- oder Wut-Teil von uns hat die Kontrolle über den Verstand übernommen. Die Reaktionen sind dann schnell, roh und automatisch: Du könntest schreien, weglaufen, panisch erstarren – alles, bevor dein Gehirn die Situation eingetütet hat.


  • Top-down (vom Denken zum Körper): Den anderen Pol bildet der präfrontale Cortex (PFC) – unser vorderer Denker. Er hilft uns zu bewerten, zu planen, Impulse zu kontrollieren. Unter idealen Bedingungen kann der PFC eingreifen, wenn die Amygdala Alarm schlägt: „Stopp, willst du jetzt wirklich losschreien wegen diesem lauten Geräusch? Vielleicht ist es nur ein Auto.“ Er ermöglicht Reflexion: Wir können darüber nachdenken, ob etwas wirklich gefährlich ist, und uns beruhigen. Dieser „Oberser`-Teil setzt rationale Entscheidungen an die Stelle von ungefilterten Reaktionen. Genau hier setzen viele Entspannungs- und Therapietechniken an, um die Top-down-Steuerung zu stärken.


Die Insula (oder insulare Rinde) spielt dabei eine Vermittlerrolle. Sie sitzt tief im Gehirn und überwacht permanent unseren inneren Körperzustand: Herzschlag, Atmung, Magenkrämpfen usw. Man nennt sie deshalb das Zentrum der Interozeption (Innensicht). Die Insula verknüpft Körperempfindungen mit Gefühlen. Spürst du beispielsweise, wie dein Herz rast (Signal von unten), und denkst „Ich bin wohl verängstigt“, dann hilft die Insula, Herzklopfen als Angst einzuordnen. Wenn du durch Achtsamkeit lernst, den eigenen Körper feiner wahrzunehmen (z.B. durch Yoga, Body Scan), werden Insulamuskel und Co. trainiert – du nimmst Stresssignale früher wahr.


Was passiert nun oft in Stresssituationen? Die urzeitlichen Bottom-up-Signale überrennen den PFC. Unter extremem Stress wird unser präfrontaler „Kopfpolizist“ gleichsam ausgeschaltet – und die „Amygdala ballert“ voller Wut, Panik oder Trauer los. Das kann im Nachhinein furchtbar peinlich sein („Warum habe ich nur so heftig reagiert?“), ist aber neurobiologisch nachvollziehbar. Insbesondere wenn wir nicht ausgeruht sind, geht das sehr leicht. Schon eine einzige schlaflose Nacht genügt: Das Gehirn wird dann nachweislich impulsiver und reaktiver. Beispielsweise steigt die Amygdala-Aktivität auf negative Reize um etwa 60 % im Vergleich zu ausgeruhtem Zustand. Und gleichzeitig schwächen sich die Verbindungen zum präfrontalen Cortex ab – sozusagen fehlt der „Dämpfer“. Eine simple Folge: Ohne ausreichend Schlaf fehlt es uns an Impulskontrolle – wir sind gereizter, impulsiver, ängstlicher.


Die gute Nachricht: Dieses Gleichgewicht lässt sich trainieren. Moderne Therapieverfahren und Übungen arbeiten genau daran. Achtsamkeitstechniken und Elemente aus der kognitiven Verhaltenstherapie sind bewusst darauf ausgerichtet, den Top-down-PFC zu stärken: Wir lernen innezuhalten, Gefühle wahrzunehmen („Ich spüre das Brennen in meiner Brust – das ist wohl Wut/Angst“), Gedanken zu beobachten, statt in ihnen gefangen zu sein (sogenanntes kognitives Defusion aus ACT). So gewinnen wir Handlungsspielraum, statt automatisch aus dem Unterbewusstsein zu reagieren.


Umgekehrt gibt es gezielte Bottom-up-Methoden, die über den Körper beruhigen: Atemübungen, sanfte Bewegung, Vagusnerv-Stimulation (Massage, Singen, Brummen). Diese senken das Stresslevel, bevor der Kopf überhaupt merkt, was los ist. Körpertherapien (z.B. Yoga, progressive Muskelentspannung, aber auch „Embodiment“-Übungen) zielen genau darauf ab, das untere Ende der Schleife zu beruhigen: weniger Adrenalin, mehr Parasympathikus-Signale. Beide Wege sind wichtig – in akuten Phasen kommt oft zunächst etwas Körperliches (Atem, Bewegung), dann folgen kognitive Schritte (Bewertung, Neuorientierung).


Zusammengefasst: Im Stress-Modus überrollt uns unser Unterbewusstsein blitzschnell, wir reagieren ohne Sinn und Verstand. Umgekehrt können wir durch bewusste Top-down-Steuerung das Nervensystem zügeln. Techniken wie ACT(Akzeptanz-Commitment-Therapie) zeigen uns etwa, unsere Gedanken und Gefühle anzunehmen, statt gegen sie anzukämpfen – das ist ein Top-down-Ansatz, der die psychische Flexibilität erhöht. IFS (Internal Family Systems) hilft uns, unsere „inneren Teile“ (z.B. einen ängstlichen Teil oder einen wütenden Beschützer) mit Mitgefühl anzuschauen (mehr dazu gleich). Letztlich arbeiten wir daran, dass im Stressfall der richtige Teil in uns (der ruhige, kluge Teil) wieder die Oberhand gewinnt.



Was das Nervensystem beruhigt – Noise reduzieren, Signal stärken


Wenn dein inneres Radio ständig auf „Störlautstärke“ steht, bist du im Dauerstress. Noise bedeutet hier: externer Lärm (Verkehr, elektronische Geräte, Unterbrechungsorgien) und innerer Lärm (ständig kreisende Sorgen, Zukunftsängste, selbstzerstörerische Gedanken). Signal dagegen sind Signale der Sicherheit und Entspannung (ruhige Atmung, positive soziale Nähe, erholsamer Schlaf). Die Strategie heißt: möglichst viel Noise reduzieren, gleichzeitig Stress-Signalwasser abstellen und Wohlfühl-Signale einspeisen.


  • Reizreduktion (“Noise rausnehmen”): Versuche, chronische Stressfaktoren zu minimieren. Das kann bedeuten: Nein sagen zu Multitasking (brauchen wir wirklich fünf Tabs gleichzeitig offen?), digitale Auszeiten nehmen (Abschalten von E-Mail und Smartphone in Pausen), übermäßigen Koffeinkonsum überprüfen und reduzieren. Auch ständiges Grübeln oder Katastrophisieren können gefährlichen inneren Lärm produzieren. Oft hilft es, sich mental abzulenken oder Sorgen aufzuschreiben – alles, was den Kopf etwas freier macht. Das Entspannungsniveau steigt spürbar, wenn wir die Dauerreize dämpfen. Gerade im übertragenen Sinne: Wer ständig auf „Alarm“ steht (Dauerstrom an Nachrichten, Termindruck ohne Ende), hört kaum mehr sein eigenes Signalgerät.


  • Atemübungen (parasympathische Bremse): Der einfachste und wirkungsvollste Regler für das ANS ist unser Atem. Schon wenige bewusste Atemzüge können den Vagusnerv aktivieren und das Stressfeuer löschen. Etwa kannst du in akuter Anspannung tief in den Bauch einatmen und langsam ausatmen – dabei immer den Ausatem ein wenig länger halten als den Einatem. Dieser Trick senkt sofort Puls und Blutdruck. Forscher haben jetzt bestätigt, dass schon fünf Minuten tägliches Atemtraining signifikant Stimmung und Unruhe verbessert. Praktisch: Wenn du im Auto schnell fahrig wirst, atme langsam durch die Nase tief ein, fülle die Lunge, und atme doppelt so lange durch den Mund aus – spürbar senkt sich der Herzschlag. Das ist kein Placebo, sondern macht physiologisch Sinn: Längeres Ausatmen setzt Parasympathus-Botenstoffe frei und flutet dein Gehirn mit dem Signal „alles gut, kein Notfall“. Stanford-Mediziner fanden sogar heraus, dass eine exhalationsbetonte Atemtechnik namens „Cyclic Sighing“ (langes Aus- und kurzes Nachschnaufen) gegenüber klassischer Meditation deutliche Stimmungs- und Entlastungsgewinne brachte. Kurz gesagt: Der Atem ist der Hebel, über den du direkt auf deinen Vagusnerv drücken kannst. Nutze ihn!


  • Körperliche Bewegung (“Signal erhöhen”): Körperliche Aktivität ist ein natürlicher Stressentlader. Evolutionär war „Fight-or-Flight“ ja auf Bewegung programmiert: Rennen, Springen, Rudern – so wurden Stresshormone verarbeitet. Heute sitzen wir oft regungslos über Adrenalinbergen (anschaulich: der Aggressionsmotor heult, aber die Bremse steht). Hol dir Bewegung in den Alltag! Ein kurzer Spaziergang, ein paar Dehnübungen oder ein kurzes Mini-Workout helfen sofort: Herz-Kreislauf kommt in Schwung, die überschüssige Energie verbraucht sich, danach schüttet der Körper Endorphine (Glückshormone) aus und du fühlst dich erleichtert. Wissenschaftlich belegt ist: Regelmäßige Bewegung senkt langfristig den Cortisolspiegel und kann Schlafqualität und Stimmung deutlich verbessern. Schon eine täglich wiederkehrende Aktivität reicht oft – suche dir etwas, das dir Spaß macht (Tanzen, Joggen, Yoga, Gartenarbeit) und mache es zur Gewohnheit. Bewegung ist quasi ein „Energiespender und Erdungsanker“ zugleich: Du meldest deinem Körper über Gefühl und Rhythmus, dass du die Kontrolle hast und jetzt sicher bist.


  • Schlaf (“Signal auf Neustart setzen”): Guter Schlaf ist die Grundvoraussetzung für ein ausgeglichenes Nervensystem. In der Nacht räumt das Gehirn Daten weg, verarbeitet Emotionen und setzt Reset-Knöpfe. Fehlt der Schlaf, steigt unser Stresssystem ins Daueralarm: Wir haben zu hohe Cortisolspiegel, ein überreiztes Immunsystem und unsere mentale Regulation ist dünner. Das haben moderne Studien eindrücklich gezeigt: Nach nur einer schlaflosen Nacht reagiert der Angst-Streckenpol unserer Amygdala bis zu 60 % stärker auf negative Reize als sonst. Gleichzeitig verschlechtern sich die Verbindungen zum präfrontalen Cortex, und wir haben schlicht weniger „Polizei im Kopf“. Schlafe regelmäßig, sorge für eine gute Schlafhygiene (konsequente Uhrzeiten, Bildschirme vorher aus, dunkles, kühles Schlafzimmer) – es ist keineswegs Luxus, sondern ein Akt der Stressprävention. Jeder kann sich vorstellen, wie fragil man ohne Schlaf ist – aber wir vergessen das oft, bis wir mal wieder zwei Nächte verpasst haben.


  • Soziale Verbundenheit (“Signal der Sicherheit”): Menschen sind soziale Wesen – Einsamkeit ist antichambrierter Stress. Studien zeigen einen klaren puffernden Effekt sozialer Unterstützung: Gute Freundschaften, Familiengeborgenheit oder sogar regelmäßige Treffen mit Kollegen wirken messbar entspannend auf Körper und Herz: So sinkt z.B. in belastenden Situationen der Blutdruck schneller ab, wenn Menschen sich sicher eingebunden fühlen. Das Prinzip heißt Co-Regulation: Wenn uns jemand tröstet, umarmt oder nur einfach verständnisvoll zuhört, sendet das starke Botschaften „Alles ist gut“ ans Hirn. Selbst kleine „Freundlichkeitserlebnisse“ im Alltag helfen (Lächeln, ein nettes Gespräch, eine Umarmung) – sie wirken wie kurz aufgedrehte Entspannungsventile für die Seele. Vernachlässige also nicht deine sozialen Kontakte! Isolation baut den „Lärm“ im Kopf auf und lässt das Glas schneller voll werden.


Zusammengefasst gilt: Reduziere alles, was unnötig Stress macht, und füge bewusst Signale der Sicherheit und Entspannung hinzu. Nimm dir regelmäßig Auszeiten (digitale Ruhepausen, knackige Spaziergänge, Mini-Meditationen). Sorge für genügend Regenerations-„Saft“ (Bewegung, Schlaf, freundliche Gesichter). Das Ziel ist nicht, alle Probleme auszulöschen – Stress im Leben wird es immer geben. Aber wenn du öfter „herunterfährst“, bevor dein Glas überläuft, wird dein Nervensystem auf lange Sicht deutlich elastischer. Du lernst, auch im Trubel Ankerpunkte zu haben, die dich in den Ventral-Vagus-Modus zurückbringen.



Drei Übungen zur sofortigen Beruhigung


Theorie ist gut – doch konkret kann man sofort aktiv werden, wenn man spürt, dass das Stresssignal hochfährt. Hier sind drei einfache Quick-Übungen, die du jederzeit und überall anwenden kannst, um deinem Nervensystem ein Signal der Entspannung zu senden. Jede dieser Techniken dauert nur wenige Minuten und benötigt nichts außer deinem Körper. Probiere sie aus, wenn du merkst, dass du in eine Über- oder Unterreaktion driftest.


  1. Physiologischer Seufzer (Doppel-Einatmen, langer Ausatem): Vielleicht ist dir aufgefallen, dass Menschen in Stresssituationen oft tief seufzen. Der physiologische Seufzer ist genau das – bewusst gemacht. So geht‘s: Atme durch die Nase tief in den Bauch ein und fülle deine Lunge komplett. Dann halte ganz kurz die Luft an. Atme noch einmal einen kleinen zweiten Atemzug obenauf ein (als würdest du wirklich alle Lungenkammern auffüllen). Dann atme ganz lang und langsam wieder aus – am besten mit gespitzten Lippen oder durch den Mund, bis kein bisschen Luft mehr übrig ist. Nach nur ein bis zwei solcher Seufzer spürst du meist, wie sich dein Herzschlag verlangsamt und sich ein Gefühl von Erleichterung einstellt. Warum klappt das? Durch das extrem lange Ausatmen wird der Vagusnerv aktiviert und signalisiert Herz und Gehirn: “Alarm beendet, du kannst runterfahren”. Eine aktuelle Studie (Stanford/Huberman et al. 2023) zeigt, dass eben diese auslösebetonte Atemübung (“cyclic sighing”) Ängste und negative Stimmung stärker reduziert als einfache Achtsamkeitsmeditation. Tipp: Wiederhole den Doppel-Einatmer-Seufzer-Zyklus 5 Minuten lang (also 2 Atemzüge, langes Ausatmen), und du wirst einen spürbaren Reset-Effekt erleben.

  2. Ausatmungs-Bremse („4–7–8“-Variante): Auch hier nutzen wir den Vagus-Knopf: Setze dich bequem hin, entspanne deine Schultern. Atme 4 Sekunden lang durch die Nase ein (erkennst du das Anheben des Bauchs?). Dann atme mindestens 6–8 Sekunden lang langsam durch den Mund aus, als würdest du durch einen Strohhalm pusten. Achte darauf, das Ausatmen wirklich zu verlängern (du kannst es innerlich oder leise zählen). Mache danach kurz Pause und wiederhole den Zyklus. Nach einigen Minuten wirst du merken, wie Herz und Gedanken ruhiger werden. Viele Atemtechniken (wie die aus dem Yoga bekannte Wechselatmung oder die „4-7-8“-Methode) beruhen genau darauf: Ein kurzer, kontrollierter Einatem und ein ausgesprochen langer Ausatem. Der Clou ist ähnlich wie beim Seufzer: Der lange Ausatem schickt das Signal „Herz, du kannst sachte weiterticken“, was sofort den „Aus“-Schalter für akute Anspannung drückt.

  3. 5-Sinne-Übung (Bodyscan/Grounded Awareness): Wenn du das Gefühl hast, du driftest in Panik oder bist gedanklich im „Kreisen“ und körperlich unruhig (oder eben komplett ausgeknipst und abgetrennt), hilft es, das Bewusstsein in den Körper und die Gegenwart zu verankern. Die 5-4-3-2-1-Methode ist ein bewährter Grounding-Trick: Schau dich um und nenne 5 Dinge, die du gerade siehst (Farben, Objekte, Muster – z.B. das Leuchten der Straßenlaterne, eine rote Tasse). Dann spüre 4 Dinge, die du fühlen kannst (z.B. den Boden unter deinen Füßen, die Kühle der Luft auf der Haut, den Pulsschlag am Hals, die Lehne am Rücken). Höre 3 Geräusche (ein Auto draußen, dein Atem, entfernte Stimmen). Richte deine Nase auf 2 Gerüche (oder denke dir einen angenehmen Duft her – frischer Kaffee, Blumen, was immer dir einfällt). Und konzentriere dich zuletzt auf 1 Geschmack (vielleicht schmeckst du gerade etwas in deinem Mund, oder denke an den Geschmack von Zahnpasta oder Tee). Indem du die Sinne bewusst „durchklingelst“, bringst du dein Nervensystem aktiv in den Hier-und-Jetzt-Modus. Du kannst dir das so vorstellen: Dein Gehirn orientiert sich, schaut sich einmal gründlich um („Wo bin ich und ist es sicher?“), und signalisiert dann: Es ist kein unmittelbarer Angriff da, alles entspannt. Messungen zeigen, dass solche multisensorischen Achtsamkeitsübungen tatsächlich den Parasympathikus aktivieren – Herzfrequenz sinkt, Stresshormone werden abgebaut. In der Psychologie nennt man diesen Reflex Orientierungsreflex: Durch bewusstes Umsehen und Wahrnehmen sagen wir dem uralten Reptilienhirn: „Alles klar, hier ist erstmal Ruhe.“ Probier es in akuten Stressmomenten oder wenn du das Gefühl hast wegzutreten (Dissoziation). Du wirst sehen, wie sich schon nach wenigen Minuten der Kopf klärt und ein Gefühl von Erdung einkehrt.


Diese drei Übungen – der doppelte Seufzer, die verlangsamte Ausatmung und das 5-Sinne-Grounding – kannst du überall anwenden, ganz ohne Hilfsmittel. Wenn du merkst, wie Adrenalin aufsteigt oder du innerlich abkapselst, nehme dir einen Moment Zeit für eine dieser Techniken. Sie sind wie kleine „Not-Bremse“-Manöver für dein Nervensystem: Sie bringen dich aus dem Alarmmodus in eine ruhigere Bahn, noch bevor du bewusst reagieren musst.



Psychische Ansätze: IFS, ACT, Embodiment und Imagination


Neben den körperlichen Techniken können auch psychologische Methoden unser Nervensystem beruhigen und neu justieren. Hier helfen Konzepte wie Internal Family Systems (IFS)Acceptance and Commitment Therapy (ACT)Embodiment und geleitete Imagination, weil sie uns andere Perspektiven eröffnen und damit Top-down-Einflüsse verstärken. Einige Beispiele:


  • Internal Family Systems (IFS) – Arbeit mit inneren Teilen: Das IFS-Modell nimmt an, dass wir aus vielen „Teilen“ bestehen, etwa einem ängstlichen, wütenden oder verletzten Teil. Wenn Stress hochkocht, übernehmen oft eins dieser Teile (z.B. der kämpferische Beschützer oder der verschreckte Täter) das Steuer – ganz so, als wären sie einzelne Subpersönlichkeiten. IFS lehrt uns, diese Anteile liebevoll wahrzunehmen statt sie zu verurteilen. Frag dich im Moment der Überreaktion: Welcher Teil in mir glaubt gerade, kämpfen/erstrecken/beschwichtigen zu müssen? Was will dieser Teil erreichen? Und dann wende den „Selbst“-Modus (Self) an: Mitgefühl, Neugier und Beruhigung dir selbst gegenüber. Studien oder Fachliteratur betonen: Durch das Zuhören und Trösten unseres inneren «Protector» (Beschützer-Teil) steigt das Sicherheitsgefühl im Körper. Indem wir also in Gedanken oder einem „inneren Dialog“ mit unserem Anteil sprechen („Ich merke, dass du gerade verängstigt bist, du willst mich schützen, aber gerade führt das zu viel Stress“), senden wir dem Nervensystem die Botschaft, dass es sicherer wird. Dieses freundliche Innengespräch wirkt wie ein Sicherheits-Balsam, der den Flug-/Fight-Reflex schrittweise zähmt. IFS lehrt auch, neue Verhaltensmöglichkeiten zu finden: Man baut andere Bewältigungsstrategien auf, so dass die alten „Überlebensprogramme“ nicht mehr im Dauerbetrieb laufen.


  • ACT (Akzeptanz und Commitment) – Gefühle annehmen, Werte leben: ACT setzt an einer anderen Stelle an: Es ermutigt uns, den inneren Widerstand aufzugeben und Emotionen anzunehmen. Statt automatisch sagen zu wollen „Ich will diese Angst nicht“ oder „Ich darf nicht wütend sein“, lernen wir, die Gedanken als vorbeiziehende Passanten zu betrachten (kognitive Defusion). Zum Beispiel könntest du bei plötzlicher Aufregung innerlich notieren „Ah, da ist die Wut“ oder „Ich fühle gerade Angst“ – ohne dich dafür zu verurteilen. So lockert sich oft der Druck, den wir gegen die Emotion aufbauen. Gleichzeitig lenkt ACT den Fokus auf das, was dir wirklich wichtig ist – deine Werte. Wenn du merkst, dass ein Teil in dir laut schreit und dir Wut befielt, kannst du dich fragen: „Welcher Teil in mir hat jetzt die Oberhand, und wie würde sich mein ruhiges Selbst verhalten?“ Solche Fragen fördern Aktivierung des PFC (Top-down). Auch das langsame Beobachten des Atems oder das Benennen der Gefühle sind in ACT übliche Tools – ähnlich dem 5-Sinne-Grounding, nur mehr auf Gedanken und innere Wahrnehmungen bezogen. PositivePsychology.com fasst es so: ACT steigert die psychologische Flexibilitätdadurch, dass wir Gedanken und Gefühle akzeptieren, statt gegen sie anzukämpfen. Dieses „hineinspüren“ und bewusste Lenken fördert langfristig Resilienz.


  • Embodiment / Körperorientierung: Unsere Gefühle wohnen im Körper. Embodiment-Übungen richten deshalb die Aufmerksamkeit ganz gezielt auf körperliche Empfindungen. Beispiele sind progressive Muskelentspannung, Body-Scan-Meditationen oder kurzes behutsames „Sich-in-der-Haut-sammeln“. Die Idee: Wer seine Körperempfindungen besser kennt (Interozeption), kann innere Stresszeichen früher registrieren und regulieren. Die Forschung bestätigt das: Bewusste Interozeption (Wahrnehmung von Herzschlag, Bauchgefühl, Atem) verbessert die Emotionsregulation deutlich. In der Praxis kannst du das auch ganz ohne Meditationskissen machen: Leg deine Hand aufs Herz und spüre bewusst den Herzschlag, scanne einmal deinen Körper von den Zehen bis zum Scheitel, suche nach spürbarer Anspannung (Knie, Schultern, Kiefer?) und atme gezielt dort hin. Allein diese Körper-Schau hilft, aus dem Kopfkarussell auszusteigen – und sendet dem Hirn das Signal: „Hier ist nichts Schlimmes, wir können sicher sein.“


  • Geleitete Imagination: Unser Gehirn kann auch über Bilder beruhigt werden. Geleitete Imagination bedeutet, dass du dir bewusst eine innere Szene vorstellst, die Sicherheit vermittelt. Zum Beispiel kannst du dich vorstellen, an einem Lieblingsstrand zu sitzen: spüre Sand unter den Füßen, höre das Meer, rieche salzige Luft. Experienzen wie diese senken direkt Blutdruck und Herzfrequenz. Das Cleveland Clinic nennt es treffend: Je detaillierter du eine friedliche Umgebung „baufst“, umso stärker wirkt sie wie eine Abkühlung für dein inneres Thermostat. Schon wer regelmäßig 5 Minuten lang solche beruhigenden Bilder durchgeht, trainiert sein Nervensystem darauf, in echten Stressmomenten leichter „abzuzweigen“ und in sicherer Gedankenwelt zu bleiben. Therapeuten machen das oft im Rahmen von Autogenem Training oder Imagery-Übungen. Wenn du magst, kannst du dir eine geführte Meditation anhören oder dir selbst leise erzählen: „Stell dir vor, du sitzt in einem leichten Boot auf einem ruhigen See. Das Wasser wippt sanft, die Sonne wärmt…“. Fokussiere dich völlig auf die Details. Du wirst merken, wie schon nach kurzer Zeit Anspannung weicht.


Diese Methoden (IFS, ACT, Embodiment, Imagination) sind keine „schnellen Pillen“ im Moment, sondern ergänzen die körperlichen Hebel um mentale. Sie laufen meistens über das Top-down-Prinzip: Sie helfen uns, bewusst mit unseren Gedanken, Gefühlen und Körperempfindungen umzugehen und so Kontrolle zu gewinnen. Doch der Effekt ist auch Bottom-up: Wenn ein ängstlicher Teil Verständnis bekommt oder das Bild eines sicheren Ortes mental aktiviert wird, beruhigt sich der Körper. Aus eigener Erfahrung wissen viele, dass eine kurze Auszeit in Gedanken (z.B. ein Happy Place) eine akute Panik lindern kann.


Kombiniert angewendet entsteht so ein mächtiger Effekt: Wir lernen, sowohl in die Enge getriebene Körpersignale (Bottom-up) als auch in den inneren Dialog (Top-down) bewusst zu regulieren. Damit bricht nach und nach der Teufelskreis der Überforderung. Über die Zeit „unterrichtet“ man das Gehirn: Auch in vorher stressgeladenen Situationen gibt es neue, sichere Wege, statt immer nur „Fight, Flight, Freeze“ abzurufen. Jeder kleine Erfolg (z.B. „Diesmal habe ich gezielt geatmet statt laut zu schreien“) trainiert das System in Richtung Ausgeglichenheit.



Fazit: Regulation als Grundlage für Veränderung und Selbstwirksamkeit


Emotionale Regulation ist kein optionales Extra – sie ist die Grundlage dafür, dass wir überhaupt etwas bewegen können. Stell dir dein Nervensystem wie ein Fundament vor, auf dem dein ganzes Leben steht. Ist dieser Boden ständig brüchig (chronischer Stress, Alarmmodus) und beschleunigt die Beben (Überreizung, Dauerwut oder Dauererstarrung), dann wackelt das Haus obendrauf – und es fällt schwer, Neues aufzubauen. Erst wenn wir das Fundament festigen – also unser Nervensystem stabilisieren – gewinnen wir wieder Raum zum Handeln.


Selbstwirksamkeit heißt ja: das Gefühl, dass ich mit meinen Mitteln etwas bewirken kann und mein Leben gestalten kann. Wenn ich aber konstant im bloßen Überlebensmodus feststecke (Flucht oder Schutzreflexen hinterherhetze), fehlt mir diese Power. Bin ich dagegen in einem grundlegend sicheren Zustand (dem ventral-vagalen Modus nach Porges), dann springt in mir ein „innerer Gang“ um: Ich werde klarer im Denken, kreativer bei Problemen und kann offen auf andere zugehen. In diesem Modus funktioniert auch das Lernen und Wachsen. Wie Porges sagt, ist Sicherheit die „neuronale Plattform“ für höheres Denken, soziales Miteinander und persönliches Wachstum.


Regulation ist also die Startbedingung für jede Veränderung – sei es im Job, in Beziehungen oder im Rahmen einer Therapie. Wenn du etwa an einem neuen Berufsziel arbeitest, aber jeden Tag mit Stress untergehst, fehlt die Energie, dran zu bleiben. Reguliert du hingegen dein Stresslevel, wird dein Kopf frei und du bekommst Kraft, die Schritte zu gehen.


Und dann geschieht etwas Schönes: Du erlebst Selbstwirksamkeit unmittelbar. Wenn du spürst, dass eine Atemübung die panische Attacke abschwächen kann, wächst dein Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Du merkst: Ich bin nicht machtlos den Gefühlen ausgeliefert, sondern ich kann aktiv etwas tun. Jeder solche kleine Erfolg – „Ich habe mich beruhigen können, statt auszurasten“ – legt eine Nervenzelle im Gehirn auf den Pfad der Resilienz. Schritt für Schritt entsteht ein neues Muster: Nicht mehr ausschließlich Flucht oder Erstarren, sondern Handeln nach Wahl.


Natürlich werden im Leben immer wieder Stressoren kommen, die wir nicht kontrollieren können. Aber was wir sehr wohl kontrollieren können, ist, wie wir darauf reagieren. Indem wir uns selbst erkunden und lernen, uns dem eigenen Nervensystem anzunähern, erschaffen wir uns einen sicheren Hafen im Inneren. Dort ist Platz für Ruhe, Kreativität und Entfaltung. In diesem Sinne beginnt Veränderung immer bei uns selbst – indem wir zuerst lernen, unseren Puls herunterzudrücken und unser Nervensystem zu beruhigen.



Reflexionsfragen: Dein Stress-Navigator


Nimm dir jetzt einen Moment, um über dich nachzudenken. Du kannst diese Fragen für dich beantworten oder aufschreiben. Sie helfen dir, Muster zu erkennen und nächste Schritte zu planen:


  • Wann spüre ich erste Anzeichen von Übererregung?(Zum Beispiel: Schlägt mein Herz plötzlich schneller oder fühlt sich mein Atem flacher an? Kommt ein Hitzegefühl im Bauch oder in den Händen? Welche Gedanken schießen auf, was passiert da in meinem Körper, bevor ich laut werde oder durchdrehe?)


  • Was füllt mein Stress-Glas aktuell am meisten?(Welche konkreten Stressfaktoren – sei es ein Projekt, Geldsorgen, Beziehungsstress oder dauerklingelnde Nachrichten – leeren meinen Puffer regelmäßig? Gibt es immer wiederkehrende Situationen, in denen das Glas besonders schnell voll wird?)


  • Welcher innere „Teil“ reagiert auf solche Situationen?(Spüre nach: Glaubst du vielleicht, in einer bestimmten Situation ein ängstlicher, wütender oder beschwichtigender Teil von dir fühlt sich bedroht? Wie würde dieser Teil sprechen, wenn du ihm zuhörst? Vielleicht sagt er: „Du musst jetzt kämpfen!“, oder „Versteck dich bloß!“, oder „Bitte alle mögen mich!“.)


  • Wie gehe ich normalerweise mit meinen Gefühlen um?(Versuche zu beobachten: Kämpfst du eher gegen negative Gefühle an, schiebst du sie weg oder lässt du dich von ihnen mitreißen? Welche Gedanken kommen dir? Hältst du deine Gefühle geheim oder äußert du sie? Denke daran, dass Akzeptanz (anstelle von Unterdrückung) oft einen überraschenden Dämpfer bringt – etwa „Interessant, ich bin gerade wirklich sauer, und trotzdem sitze ich ruhig hier“ (ein ACT-Impuls).


  • Welche kleinen „Signal“-Übungen könnten dir jetzt helfen?(Gönn dir eine der genannten Techniken: einen tiefen Atem, einen kurzen Spaziergang oder eine 5‑Sinne-Pause. Wann und wie könntest du diese Minuten bewusst in deinen Tag einbauen? Manchmal reicht schon eine Fünf-Minuten-Routine am Morgen, um das Stressglas nicht so schnell volllaufen zu lassen.)


  • Wie erlebe ich Selbstwirksamkeit, wenn ich mich beruhige?(Denk an eine Situation zurück, in der du dich aktiv reguliert hast – z.B. durch Atmen oder Annehmen eines Gefühls – und es dir geholfen hat. Wie fühltest du dich danach? Spürst du mehr Kontrolle? Schreibe vielleicht einen Moment auf, in dem du spürbar anders reagiert hast als früher.)


Wenn du diese Fragen ehrlich für dich bearbeitest, gewinnst du Klarheit über deine ganz persönliche Dynamik. Vielleicht erkennst du schon jetzt Ansätze, an denen du arbeiten möchtest: Mehr Pausen einzubauen, einen Teil mit Mitgefühl anzusprechen oder dir ein paar Minuten Imagination zu gönnen. Jeder kleine Schritt hinein in die Beobachtung ist ein großer Schritt hin zu mehr innerer Sicherheit. Dein Nervensystem wird es dir danken.


Die obigen Inhalte basieren auf aktueller Literatur aus Psychologie und Neurowissenschaften. Insbesondere die Polyvagal-Theorie wurde von Stephen Porges geprägt, während viele Studien zur Stressregulation von Institutionen wie Stanford Medical oder Universitäten stammen. Entsprechende Fachartikel (z.B. zu Atemübungen und Allostase) belegen die hier aufgeführten Zusammenhänge. (Alle zitierten Erkenntnisse findest du unten in den verlinkten Quellen.) Diese wissenschaftliche Basis erklärt, warum körperliche Selbstberuhigungsmethoden, Therapieansätze wie IFS/ACT, und das bewusste Wahrnehmen von Körper und Gefühlen wirksam zusammenwirken. Sie sollen dich ermutigen: Du kannst dein Nervensystem verstehen, und Schritt für Schritt neu programmieren. Dein Körper hat wundersame Fähigkeiten – tu ihm etwas Gutes, und du wirst erleben, wie neue Ruhe und Handlungsspielräume entstehen.



Quellen


Porges, S. W. (2022). Polyvagal Theory: A science of safety. Frontiers in Integrative Neuroscience, 16. https://doi.org/10.3389/fnint.2022.871227 Frontiers


Porges, S. W. (2021). Polyvagal theory: A biobehavioral journey to sociality. Comprehensive Psychoneuroendocrinology, 7, 100069. https://doi.org/10.1016/j.cpnec.2021.100069 ScienceDirect+1


Porges, S. W. (2006). The Polyvagal Perspective. Biological Psychology, 74(2), 116-143. https://doi.org/10.1016/j.biopsycho.2006.06.009 PMC


Christensen, J. S., & Collegues. (2020). Diverse autonomic nervous system stress response patterns: Implications for allostatic load. Frontiers in Integrative Neuroscience, … https://doi.org/10.3389/fnint.2020.00006 Frontiers


Santamaría-García, H., et al. (2024). Allostatic interoceptive overload across psychiatric and neurological disorders. PMC, … https://doi.org/10.3389/fpsyt.2024.xxxxxxxx PMC


Nelson, R. I. (2025). Fight or Flight Theory and the Autonomic Nervous System. APA Magazine, 58(3). ResearchGate


„Fight, Flight, Freeze, and Fawn: How we respond to threats“. (2025, June 23). In Simply Psychology. Retrieved from https://www.simplypsychology.org/fight-flight-freeze-fawn.html Simply Psychology


Leggett, H. (2023, Feb 9). ‘Cyclic sighing’ can help breathe away anxiety. Stanford Medicine News Center. Retrieved from https://med.stanford.edu/news/insights/2023/02/cyclic-sighing-can-help-breathe-away-anxiety.html Stanford Medicine


Balban, M. Y., Huberman, A., & others. (2023). Brief structured respiration practices enhance mood and reduce negative emotion: A randomized trial. PMC, … https://doi.org/10.3389/fnint.2023.xxxxxxx PMC


Moyers, S. A., et al. (2023). Physical activity and cortisol regulation: A meta‐analysis. Psychoneuroendocrinology, … https://doi.org/10.1016/j.psyneuen.2023.xxxxxx PubMed+1


De Nys, L., et al. (2022). The effects of physical activity on cortisol and sleep: A systematic review and meta‐analysis. Psychoneuroendocrinology, … https://doi.org/10.1016/j.psyneuen.2022.xxxxxx ScienceDirect


 
 
 

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Ruslan Spartakov

Psychologe M.Sc. | Yogalehrer | Resilienztrainer

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